Kaufberatung Porsche 996

20.10.2022 | Von: Moritz Mahler

Kaufberatung für den ersten wassergekühlten Porsche 911 – Die Generation Porsche 996

Möchte man aus insgesamt 175.262 Porsche 996 den einen richtigen finden, so gilt es einiges zu beachten! Die Kaufberatung Porsche 996 hilft bei der Suche

Werterhalt oder Wertsteigerung beim Porsche 996

Grundsätzlich gilt: Je seltener das Modell, desto besser wird sich der Wert entwickeln. Wertsteigernd können bei guter Ausstattung, wenig Kilometer und Pflege die Sondermodelle wie 40 Jahre, GT3, GT2 und Turbo sein. Auch der Porsche Carrera 4S im guten Zustand hat ein gewisses Steigerungspotential oder zumindest Werterhaltungspotential. Schmal oder breit, Sondermodell oder Cabrio, Turbo oder Sauger… Für eine Modellübersicht der Baureihe schau dir meinen separaten blog an.  Für jeden Käufer stellt sich immer dieselbe Frage: Bringt ein doppelt oder dreimal so teures Sondermodell auch dreimal so viel Spaß?

Fest steht: Ein gut gepflegter “Youngtimer” Porsche 911 wird seinen relativen Wert immer besser halten als ein moderner Neuwagen oder ein unemotionaler Gebrauchter vom Händler um die Ecke. 

Auf welche Ausstattung sollte man beim Kauf eines Porsche 911 (996) achten?

Porsche 911 996 Kaufberatung Innenraum

3,4 oder 3,6 Liter

Im Volksmund hat der 3,4 Liter Motor als erster wassergekühlter Motor in einem Porsche 911 noch viele Probleme. So hat der 3,4 l oftmals Zwischenwellenprobleme. Bricht diese, so ist ein Motorschaden die teure Konsequenz.  Der 3,6 Liter als Evolutionsstufe hat mehr Kundenkilometer hinter sich und einige Probleme wurden behoben. Die Zylinderköpfe sind gleich und Risse im Zylinderkopf oder der Laufbahn können auftreten. Also immer den Kühlwasserbehälter öffnen und gründlich schauen, ob Öl im Kühlwasser ist. Beide Motoren haben Probleme mit dem Lagerdeckel (Tropfen zwischen Getriebe und Motor). Ursächlich kann auch der Kurbelwellensimmerring (KWS) sein. Kein Grund für Panik. Mittlerweile sind gute Nachrüstsätze vorhanden. Ein Öltropfen zwischen Getriebe und Motor muss dabei nicht gleich ein Todesurteil für das KFZ sein. 

WLS – Werksleistungssteigerung 

Wann immer das Budget es zulässt und ein Fahrzeug mit diesem seltenen Kürzel verfügbar sein sollte heißt es zugreifen. Die Porsche Original Werksleistungssteigerung beim 4S (X51) und Turbo (X50) sind hinsichtlich Werterhalt und Wertsteigerung positiv zu bewerten. Die extra PS sind im direkten Vergleich auf normalen Straßen kaum zu merken, jedoch dreht der Motor obenrum etwas lebhafter aus und auch der Klang ist in Verbindung mit der Klappenanlage nochmal ein kleines Stück prägnanter. WLS Modelle haben weiterhin einen höheren Werksseitig eingetragenen db-Wert im Fahrzeugschein.

Schalter vs. Automatik

Wie bei allen Porsche 911 Modellreihen wird in Glaubenskriegen über die Wahl des Getriebes gestritten. Automatikgetriebe oder manuelles Getriebe, das ist die große Frage. Handschaltung ist für viele Puristen das Maß der Dinge, vor allem bei einem älteren Young- oder Oldtimer, der oftmals nicht täglich bewegt wird. 

Nach meinen Erfahrungen ist im normalen Alltagsbetrieb der Schalter ebenso geeignet wie der automatikgeschaltete Porsche 911. Die besseren Fahrleistungen des Schaltgetriebes sind im normalen Straßenbetrieb oder auf Bergpässen marginal und der minimale Mehrverbrauch wird den enthusiastischen Porsche 911 Fahrer ebenso wenig tangieren. Für den Werterhalt sind Schalter aufgrund der höheren Nachfrage etwas besser geeignet. Den höheren Werterhalt zahlt man im höheren Gebrauchtwagen-Kaufpreis allerdings gleich mit.

Wer vorwiegend ruhiger cruisen möchte ist mit der Automatik eventuell sogar besser aufgehoben. Auf Bergpässen in engen Kehren mit Zwischengas in den ersten Gang will gelernt sein. Es hilft nur eins -> Probefahren, eigene Erfahrungen sammeln und für den eigenen Geschmack eine Entscheidung treffen. Grundsätzlich verteufeln sollte man das Automatikgetriebe nicht. 

Allrad oder reiner Heckantrieb 

Der permanente Allradantrieb der Porsche 996 Baureihe mit serienmäßigem mechanischen Sperrdifferential verhält sich bei Nässe und in Kurven deutlich stabiler und problemloser. Der typische Porsche 911 Heckantrieb-Charakter geht jedoch etwas verloren. Aufgrund des zusätzlichen Vorderachsdifferentials und der Transaxlebauweise haben die Allradfahrzeuge ein leicht höheres Gesamtgewicht zu beschleunigen und sind bei Reparaturen im Kraftübertragungssystem kostenaufwendiger. Beide Antriebsformen haben ihre Daseinsberechtigung und sprechen verschiedene Kundengruppen an. Auch hier kann eigentlich nur eine Probefahrt zur Entscheidungsfindung beitragen.

Sportabgasanlage

Beim Porsche 996 ist der Sound der originalen Klappenauspuffanlage einfach der beste. Rotzig und röhrend, einfach herrlich! Die Klappensteuerung schließt zwischen 40 und 60. Diese Funktionalität lässt sich durch einfaches Umlegen des Kontaktes oder Klebeband „optimieren“. Eine originale Klappenanlage beeinflusst den Preis eigentlich nur in eine Richtung. Eine Nachrüstung der Klappenanlage im Porschezentrum ist möglich und war in der Vergangenheit in Kombination mit Classiccard schon ab ca. 3500 € plus Einbau zu erwerben. Die Investition der Nachrüstung übersteigt aber den „Mehrpreis“  im Gebrauchtwagenmarkt. Und die Reparaturkosten der einzelnen Komponenten sind deutlich Preisintensiver als bei der normalen Auspuffanlage welche sich mit anderen Endtöpfen und oder Kat-Systemen für einen kernigeren Klang leicht modifizieren lässt.  Wer im Porsche 911 ein absolutes Klangerlebnis im Innenraum sucht muss schon zum Cabrio greifen. Durch den im Heck verbauten Motor und der rein nach hinten verbauten Auspuffanlage gelangen in Verbindung mit der Dämmung nur relativ wenig Geräusche in den Innenraum.

50 shades of grey - die Qual bei der Farbwahl...

Außenfarbe 

Ein Porsche muss immer schwarz sein, daher sind Uni-Schwarz, Schwarz metallic oder basaltschwarz sehr häufig vertreten. Metallicfarben wie Arktissilber, Schiefergrau, Atlasgrau oder Polarsilber oder auch Metallicperleffelt-Sealgrau unterstützen im Kontrast mit den schwarzen Luftein- und Auslässen besonders beim 4S oder Turbo die breite Karosserieform.

Indischrot, Speedgelb oder Weiß sind selten und erfreuen sich großer Beliebtheit. Vor allem in Kombination mit andersfarbigen gurten oder lackierten Sitzrückenlehnen oder Mitteltunneln geben sie häufig eine individuellere Note.

Innenraum + Sonderausstattung 

Der Innenraum eines Porsche sollte für den Werterhalt eher klassisch in Schwarz gehalten sein. Erweiterte Lederausstattung oder implementierte Porschelogos auf Kopfstützen oder Armlehnen sind sehr gefragt und bedeuteten damals erhebliche Aufpreise. Beiges Leder in Kontrast zum Schwarzen Fahrzeug findet ebenso Liebhaber wie auch Carbonleisten oder Carbonblenden. Diese waren oftmals als teure Sonderausstattungen oder Individualumfänge ab Werk erhältlich. Vorsicht bei Grünen, Grauen oder Blauen Innenräumen. Diese Farben sind individuell und eventuell schwer wiederverkäuflich.

Die optionalen Sportsitze bieten nahezu denselben Alltagskomfort, jedoch mehr Seitenhalt. Manuelle und automatische Sitzverstellung mit Memory-Funktion sind ebenso verfügbar. 

Porsche Communication Management (PCM) und Bose Soundsystem beim Porsche 996

Die erste Variante des Porsche Communication Management (PCM 1) besitzt einen 5 Zoll Bildschirm im 4:3 Format. Ab Baujahr 2002 wurde die zweite Variante mit 16:9 Format von Porsche angeboten. Das Porsche Communication Management 2 (PCM 2) ist nach meinem Empfinden die richtige Wahl. In Kombination mit dem Bose-Sound-System ist der Klang auch nach heutigen Maßstäben annehmbar. Weiterhin gibt es Kits welche den optionalen CD-Wechsler im Kofferraum nutzen und ein Aux-Input direkt in das PCM ermöglichen. In Kombination mit einem Bluetooth Transmitter ist ein Anschluss von Handys dann ohne Probleme möglich. 

Seit 2020 bietet Porsche das Porsche Classic Communication Management (PCCM) an. Dies kann passgenau die originalen (Doppel-Din) Einbaugeräte ersetzen und bietet neben hochauflösendem Touchscreen moderne Annehmlichkeiten wie DAB+, Apple-Carplay und eine moderne Navigation. Die Kosten für die Nachrüstung liegen bei ca. 2500 € – 3500 €. Eine lohnende Investition welche sich auch positiv im Fahrzeugwert bemerkbar machen sollte, jedoch ist die Anzeige von Trip-Daten dann nicht mehr verfügbar. 

Wie finde ich einen Porsche 996 in gutem Zustand? Worauf muss ich achten?

Generell gelten beim Kauf eines Porsche 996 die wesentlichen Kriterien beim normalen Youngtimer- oder Oldtimerkauf. Gesucht werden sollte ein Fahrzeug mit guter Gesamtsubstanz. Dazu eine nachvollziehbare Historie mit Dokumentation, nachvollziehbare Laufleistung und natürlich ein vertrauenswürdiger Verkäufer. Bei einem Porsche empfiehlt sich zusätzlich immer eine genaue Überprüfung der Übereinstimmung der Fahrzeug-Identifizierungsnummer am Fahrzeug mit den Fahrzeugpapieren. 

Verschleißteile wie Bremsen, Kupplung etc. lassen sich erneuern, auch wenn dies den ein oder anderen Euro kostet. Eine Übersicht über die Unterhaltskosten eines Porsche 911 findest du in meinem blog. Eine substanziell schlechte Kaross erie mit sichtbaren oder verdeckten Rostschäden wird langfristig eine erhebliche und kostenintensive Instandsetzung erforderlich machen. Schönheitsfehler im Lack oder der Innenausstattung lassen sich meist durch Eigeninitiative oder als Smart-Repair kostengünstig beseitigen.

Ein umfassender Check vor Kauf ist zu empfehlen. Der unabhängige Porsche Spezialist oder Gutachter spezialisiert auf Old- und Youngtimer kennen die Schwachstellen der Porsche 911 (996) Baureihe. Zusätzlich zur reinen visuellen Begutachtung kann eine Endoskopie der Zylinderbahnen die größtmögliche Sicherheit vor dem Kauf der Katze im Sack bieten. Problemzonen werden transparent für Käufer und Verkäufer aufgezeigt und bilden meist eine gute Basis für eine Einigung. Ein vertrauenswürdiger Verkäufer der nichts zu verheimlichen hat, lässt sich auf einen unabhängigen Check ein. Die Investition für einen ausführlichen Check vor Kauf zahlt sich in Bezug auf die Unterhalts und Reparaturkosten immer aus.
 

Ein Fahrzeug mit wenig gefahrenen Kilometern ist kein Garant für wenig Reparaturbedarf. Bei regelmäßig gefahrenen und gewarteten Fahrzeugen sind eventuelle Schwachstellen bereits aufgetreten und behoben worden. Ein teurer Reparaturstau oder eine Restauration ist dann meist nicht zu erwarten.

Häufig sind die Klimakondensatoren defekt da diese Bauartbedingt viele Steinschläge abbekommen. Hier können zwar Gitter aus dem Zubehör nachgerüstet werden, die ordentliche und regelmäßige Reinigung der Lufteinlässe ist immer zu empfehlen. Auch die Klimakompressoren können Probleme machen.

Aus eigenen Erfahrungen sind sowohl Lichtmaschine als auch die Wasserpumpe anfällig für Defekte. Beides lässt sich relativ gut zugänglich austauschen. Ein Defekt der Wasserpumpe macht sich häufig durch ein leichtes Rasseln bemerkbar. Wenn die Lager der Wasserpumpe ausschlagen kann unter Last Kühlwasser austreten. Für einen wassergekühlten Motor nicht empfehlenswert.

Neben dem Austausch einer defekten Lichtmaschine ist ein Schnellverschluss an der Batterie empfehlenswert oder ein Batterieerhaltungsgerät, wenn das Fahrzeug nicht regelmäßig bewegt wird.

Die Zündspulen können reißen. Es kommt zu Wassereintritt und Fehlzündungen sind das Resultat.

Das Fahrwerk ist zwar gut ausgelegt. Die Stützlager auf der Vorderachse (Gummiring an der Vorderachse) werden vom TÜV besonders häufig bemängelt. Eventuell sind in diesem Zuge Stoßdämpfer und Domlager zu ersetzen. Viele Modelle sind mit Tieferlegungsfedern von H+R, Bilstein Fahrwerken oder Fahrwerken von KW versehen worden. Die Nachrüstung eines in der Porsche Gemeinde als non-plus-Ultra bezeichneten KW Fahrwerk kann aber schnell die 4.000 € übersteigen. 

Ein Rauchen beim Kaltstart (leichter blaurauch ist normal) kann auf ein Problem mit dem Ölabscheider hindeuten. 

Fazit:

Die Suche nach dem richtigen Porsche 911 ist nicht leicht. Gute Modelle mit top Pflegezustand und einer guten Basis werden immer seltener.

Der Käufer muss sich immer bewusst sein, dass immer etwas kaputt gehen kann und kaputtgehen wird. Man sollte beim Kauf nie an das finanzielle Limit gehen und weitere Reserven bereithalten da Reparaturen und der Austausch von Verschleißteilen immer ins Geld gehen können. Welche Kosten für den Betrieb eines Porsche 996 zu erwarten sind habe ich Dir in einem separatem blog dargestellt. 

Im Endeffekt bietet der Porsche 996 mit seinen vielen Derivaten immer ein sehr alltagstaugliches Gesamtpaket. Der Porsche 996 fährt sich modern läuft über 280 km/h Spitze und bietet viel Nutzwert. Die fünfte Generation des Porsche 911 wird mittlerweile auch bei Porsche als Classic Modell anerkannt. Sämtliche  Ersatzteile werden somit von Porsche-Classic weiter produziert.  

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