Porsche 996 vs. 997 – Der große Vergleich

Welche Generation wassergekühlter Porsche 911 passt zu mir?

Die Porsche 911-Modelle 996 und 997 markieren den Wandel vom ersten wassergekühlten 911 bis hin zum hochmodernen Tech-Elfer. In diesem großen Vergleich schauen wir uns die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der ersten zwei Baureihen vom wassergekühlten Porsche 911 (996, 997) genau an. Dabei beleuchten wir Design, Technik, Fahrgefühl sowie empfehlenswerte Modellvarianten. Aus eigener Erfahrung sticht natürlich insbesondere der Porsche 996 Carrera 4S positiv hervor – doch wie schlägt er sich gegenüber seinen Nachfolgern der nächsten Generation 997? Was hat das Facelift des 997 (Generation 997.2) verbessert. Finden wir es heraus.

30.06.2025 | Von: Moritz Mahler

Porsche 996 vs. Porsche 997 – Evolution statt Revolution

Wenn man vom Porsche 996 in einen 997 umsteigt, glaubt man zunächst in einem völlig neu konzipierten Auto zu sitzen – doch der Schein trügt. Tatsächlich basiert der 2004 vorgestellte 997 technisch zu großen Teilen noch auf dem 996 und kann als eine Art „Super-Facelift“ seines Vorgängers angesehen werden. Äußerlich allerdings vollzog Porsche beim 997 eine Kehrtwende zurück zu klassischere Formen: Die umstrittenen „Spiegeleier“-Scheinwerfer des 996 mit integriertem Blinkern und Nebellichtern wurden durch runde Hauptscheinwerfer ersetzt, die wieder näher an den Look der Ur-Elfer rücken. Zudem erhielt der 997 eine behutsam überarbeitete Karosserie mit leicht kräftigeren Proportionen, ohne jedoch dramatisch größer auszufallen als der 996.

Im Innenraum machte der 997 ebenfalls einen Schritt nach vorn. Während der 996 wegen vieler Cockpit-Elemente aus dem verwandten Boxster in der Kritik stand, wirkt der 997-Innenraum wertiger verarbeitet. Einige Enthusiasten bevorzugen dennoch das schlichte, etwas nüchterne Interieur des 996, doch objektiv bietet der 997 ein moderneres und besser verarbeitetes Cockpit. 

Motorisch brachte der Wechsel von 996 auf 997 keine Revolution, aber doch Verbesserungen. Der 996 Carrera leistete zunächst 300 PS (3.4 L), später 320 PS (3.6 L), während der 997 Carrera auf 325 PS (3.6 L) bzw. 355 PS im Carrera S (3.8 L) zulegte. Beide Generationen setzen auf wassergekühlte Boxer, doch der 997 erhielt Detailverbesserungen für Standfestigkeit und Laufkultur.

Zum Elefant im Raum: Ein heikles Thema beim 996 (und auch noch beim 997.1) ist das IMS-Lager (Zwischenwellenlager) im Motor, das zu Motorschäden führte und führt. Dieses „Damoklesschwert“ über den ersten wassergekühlten 911-Motoren (Baureihen M96/97) füllt ganze Seiten in Internetforen und entzweit die Enthusiasten. Anfangs waren tatsächlich nur wenig Prozent aller Motoren betroffen, mit höheren Laufleistungen treten die Probleme aber häufiger auf. Ab Modelljahr 2009 – mit der Einführung der neuen Motorengeneration im 997-Facelift – sollte dieses Problem endgültig Geschichte sein, jedoch gibt es natürlich weiterhin andere Defektmuster. Der überarbeitete 3.8-Motor (Typ MA1) im 997.2 verzichtet auf das anfällige IMS-Lager und besitzt weniger bewegliche Teile. Überarbeitete Zylinderlaufbahnen sollen das Risiko von „Bore Scoring“ (Zylinderwand-Verschleiß) verhindern.

Eine weitere Neuerung ist das verfügbare PDK-Getriebe statt Tiptronic: Die alte 5-Gang-Tiptronic-Automatik (Wandlergetriebe) wurde 2008 in Rente geschickt. Im 997.2 hielt das 7-Gang-Porsche-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) Einzug. Ergebnis: Ein 997.2 Carrera S mit PDK beschleunigt z.B. ca. 0,2 s schneller von 0–100 km/h als sein Pendant mit Handschalter. Außerdem steigert das moderne 7-Gang-PDK den Schaltkomfort im Alltag erheblich.

Unterm Strich ist der 997 gegenüber dem 996 eine gelungene Verfeinerung. Optisch kehrte man vom polarisierenden 996-Look wieder zurück zur klassischen 911-Linie. Technisch wurde an vielen Stellschrauben gedreht, um Performance, Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit zu verbessern – ohne jedoch den Charakter des 911 fundamental zu verändern. Der 997 fühlt sich für viele Fahrer vertraut an wie ein modernerer 996, was durchaus gewollt ist. Wer einen 911 mit analogem Fahrgefühl sucht, dabei aber auf ein paar Komfort- und Qualitätsverbesserungen nicht verzichten möchte, findet im Porsche 997 einen tollen Kompromiss aus klassischem Erlebnis und modernerem Auto.

Empfehlenswerte Modelle und Varianten

Abschließend möchte ich einige meiner Highlight-Modelle der Generationen 996 und 997 herausgreifen, die sich aus Enthusiasten-Sicht besonders lohnen. Absichtlich verzichte ich hierbei aber auf die GT-Modelle. Bei den folgenden Versionen stimmen Leistung, Ausstattung, Werterhalt und das gewisse Etwas. Die Frage des Budget muss jeder für sich selbst beantworten. Hier meine Empfehlungen:

Porsche 996 Carrera 4S (2002–2005)

Der Carrera 4S auf Basis der 996-Baureihe hat sich zum echten Geheimtipp unter Porsche-Fans entwickelt. Er verbindet viele Vorzüge des 996 in einem Paket: Die breitere Turbo-Karosserie mit dem durchgehenden roten Leuchtband am Heck (ein Designmerkmal, das bei Vorgänger und Nachfolger einzigartig ist) sorgt für das schönste Heck in der 911-Geschichte. Technisch übernimmt der 4S Fahrwerk, Bremsanlage und Optik des 996 Turbo – jedoch ohne dessen Heckflügel und ohne die Turbo-Motoraufladung. Der 4S schöpft 320 PS (ohne WLS) aus dem 3,6-Liter-Boxer und schickt sie an alle vier Räder (Allradantrieb). Dieses Modell bietet damit eine gelungene Mischung aus Alltagstauglichkeit und Sportlichkeit. Optisch wie fahrdynamisch setzt der 996 4S ein Ausrufezeichen: Wuchtige Lufteinlässe an der Front, breite Kotflügel und das bullige Heck ergeben einen Auftritt, der Porsche-Liebhaber ins Schwärmen bringt. Kein Wunder, dass der 996 Carrera 4S heute zu den gefragtesten Varianten seiner Generation zählt. Nach meiner Meinung bietet der Porsche 911 996 4S das beste Gesamtpaket in Bezug auf Alltagstauglichkeit, Fahrspaß in Relation zum Kaufpreis. Ob ein mehr als doppelt so teuer 911 auch den doppelten Spaßfaktor bringt? 

Porsche 996 Turbo (2000–2005)

Wenn es um Performance fürs Geld geht, ist der 996 Turbo kaum zu schlagen. Mit seinem 3,6-Liter-Biturbo-Boxer (sogenannter Mezger-Motor) leistet er 420 PS und verfügt serienmäßig über Allrad – genug, um auch nach heutigen Maßstäben beeindruckende Fahrleistungen zu liefern. Der 996 Turbo beschleunigt mit brachialem Schub und erstaunlicher Souveränität, selbst im Vergleich zu aktuellen Sportwagen. Über 300 km/h Spitze sind möglich, und der Zwischenspurt fühlt sich jederzeit dramatisch an. Ab 2002 bot Porsche zudem ein Werksleistungssteigerungs-Kit (X50) auf 450 PS an sowie die PCCB-Keramikbremsen als Option. Trotz seiner Gewaltigkeit bleibt der Turbo erstaunlich gut beherrschbar und langstreckentauglich. Natürlich liegen die Unterhaltskosten höher als bei einem Carrera – doch bietet kein anderes Auto so viel Porsche-Power, Vielseitigkeit und Alltagstauglichkeit für einen noch realistischen Kaufpreis. In den letzten Jahren ist der 996 Turbo vom Preis-Leistungs-Geheimtipp zum gesuchten Klassiker avanciert, doch im Vergleich zu den luftgekühlten Turbos oder neueren 911 Turbo-Modellen ist er immer noch relativ erschwinglich. Wer maximale Performance im 996 sucht, kommt an diesem Modell nicht vorbei.

Porsche 911 „40 Jahre 911“ (996 Jubiläumsmodell, ab 2003)

Zum 40. Jubiläum des 911 legte Porsche 2003 ein auf 1963 Exemplare limitiertes Sondermodell auf Basis des 996 Carrera auf. Dieses Jubiläumsmodell ist für mich bis heute ein Geheimtipp. Warum? Porsche schnürte ein äußerst attraktives Gesamtpaket: Unter der Heckklappe arbeitet der 3,6-Liter-Boxer mit dem X51-Leistungskit (bekannt aus dem 4S), was die Leistung auf 345 PS anhob. Dazu kommt eine besondere Ausstattung: Alle 40-Jahre-Modelle sind in GT-Silbermetallic lackiert (exklusive Farbe des Carrera GT) und tragen hochglanzpolierte 18-Zoll-Felgen. Die Frontschürze stammt vom Turbo/4S, jedoch behielt das Jubiläumsmodell das schmale Carrera-Heck – also keinen Heckflügel oder seitliche Lufteinlässe. Innen verwöhnt das Sondermodell mit einer zweifarbigen Volllederausstattung, Sportsitzen (Rückenschalen in Wagenfarbe lackiert), einer Aluminium-Mittelkonsole in Wagenfarbe sowie Bose-Soundsystem, Schiebedach und weiteren Extras. Serienmäßig tiefergelegtes Sportfahrwerk (−10 mm) und eine mechanische Hinterachs-Quersperre sorgen für fahrdynamischen Feinschliff. Kurz gesagt: Der 911 „40 Jahre“ bietet einen fahraktiven Hecktriebler mit kräftigem Motor, seltener Limitierung und Vollausstattung – und das oft zu einem attraktiven Preis auf dem Gebrauchtmarkt. Einzig das breite „Turbo“-Heck und das durchgezogene Leuchtband würde mir fehlen. 

Porsche 997 Carrera 4 GTS (ab 2011)

In der 997-Baureihe ragt meines Erachtens insbesondere der Carrera GTS als Krönung der zivilen Carrera-Modelle heraus – vor allem in der hier empfohlenen Carrera 4 GTS Variante mit Allrad und PDK-Getriebe. Der 2011 eingeführte GTS markiert für mich den letzten Höhepunkt der 997er-Generation und vereint viele der besten Zutaten der Modellreihe in sich. Äußerlich trägt der GTS die 44 mm breitere Karosserie des 911 Turbo, dazu Elemente des GT2 RS (Frontspoilerlippe, schwarze Seitenschweller) und die einteiligen RS-Spyder-Räder mit Zentralverschluss, die von den GT3 RS abgeleitet sind. Auch unter dem Blech legt der GTS zu: Der 3,8-Liter-Boxer erhält ab Werk das Powerkit und leistet 408 PS. Dieses Plus an Leistung macht sich bemerkbar, vor allem in Kombination mit dem 7-Gang-PDK und dem serienmäßigen Sport Chrono Paket. Dank PASM-Sportfahrwerk (ab Werk um 10 mm tiefer) und der breiteren Spur liegt er unglaublich satt auf der Straße, bleibt dabei aber zivil genug für den Alltag. Der Sportauspuff und das Sport Design-Lenkrad mit Alcantara sind ebenfalls serienmäßig an Bord, während Extras wie Keramikbremsen (PCCB) oder Schalensitze weiter optional sind. Unterm Strich ist der 997 GTS für mich der “Sweet Spot” der modernen Elfer: Er bietet nahezu die Performance eines GT-Modells, gepaart mit der Alltagstauglichkeit der Carrera-Modelle.

Fazit

996 oder 997 – welcher ist nun die beste Wahl? Das lässt sich nicht pauschal beantworten, denn jede dieser 911-Generationen hat ihren eigenen Reiz.

Der Porsche 996 (1997–2005) bietet immer noch den günstigsten Einstieg in die Elfer-Welt und vereint klassisches Fahrerlebnis mit genug Alltagstauglichkeit – vor allem als Carrera 4S oder Turbo. Auch der Basiselfer ist weiterhin ein heißer Tipp für „Preisbewusste“.

Der Porsche 997 (2004–2012) spricht diejenigen an, die etwas mehr Retro-Feeling wünschen, jedoch mit verbesserten Details und hochwertigerem Innenraum. Besonders das Facelift 997.2 überzeugt mit Zuverlässigkeit und modernerer Technik, ohne das emotionale Fahrerlebnis einzubüßen. 

Letztlich kommt es auf die persönlichen Vorlieben an. Eines ist sicher: Egal für welche Generation man sich entscheidet – ein Porsche 911 fasziniert immer. Jede Evolutionsstufe erzählt ihre eigene Geschichte dieser einzigartigen Sportwagen-Ikone und lässt die Herzen von Autofans höherschlagen. In diesem Sinne:

Viel Spaß bei der Suche nach dem perfekten Elfer – wenn ihr Hilfe dabei braucht, meldet euch gern bei mir!